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Beethovens erster Konzertauftritt im Ausland – 's-Gravenhage (Den Haag), 23. November 1783

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Beethoven war anders als Wolfgang Amadeus Mozart und etliche andere kein reisendes Wunderkind. Erst im Alter von 25 Jahren unternahm er seine erste Konzerttournee nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin und es sollte seine einzige bleiben. Über seinen ersten Konzertauftritt im Ausland am 23. November 1783 vor Willem V. Batavus von Nassau-Oranien, dem Statthalter der vereinigten Niederlande, ist wenig bekannt. Nähere Informationen, auf welchem Weg der Auftritt angebahnt wurde, welche Kompositionen erklangen und auf welchem Instrument der damals 12-jährige Beethoven spielte, fehlen nach wie vor. Recherchen im Koninklijk Huisarchief in Den Haag lassen den Auftritt aber wenigstens besser in den Gesamtzusammenhang einordnen. Beethovens erster Konzertauftritt im Ausland – ’s-Gravenhage (Den Haag), 23. November 1783

Wie man Beethoven „ehrt“ – Neue Formen der Beethoven-Pflege in Bonn

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Das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020, neigt sich – Corona-bedingt um ein Jahr verlängert – seinem Ende entgegen. Zeit, Bilanz zu ziehen und aktuelle, dem Zeitgeist geschuldete Formen der Beethoven-„Ehrung“ kritisch in den Blick zu nehmen. Beethoven gilt als eine der Säulen europäischer Kulturgeschichte. Seine Musik blieb seit seinen Lebzeiten unverändert aktuell und relevant. Seine Musik „erreicht“ Menschen aus allen Kulturkreisen und zwar sehr unmittelbar. Viele Menschen ziehen aus seiner Musik und seinem Lebensschicksal Energie und Halt für ihr eigenes Leben. Das ist ungewöhnlich und keineswegs selbstverständlich. Neuerdings gibt es Ansätze, seine Musik als Dekorum, als Verfügungsmasse zu betrachten. Dabei wäre Respekt oder Demut angebracht. Auf dieses Phänomen sei hier anhand von vier herausgehobenen Projekten hingewiesen, die das Bild der Beethoven-Stadt Bonn in aller Welt prägen. Wie man Beethoven „ehrt“ – Neue Formen der Beethoven-Pflege in Bonn

War der schwarze Geiger George August Polgreen Bridgetower ein Opfer von Rassismus und Diskriminierung?

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Das Beethoven-Haus Bonn widmet sich neuerdings ausgiebig Fragen des Rassismus und Kolonialismus sowie der Diskriminierung. Eine auf mindestens zwei bis drei Jahre angelegte Veranstaltungsreihe hat sich George August Polgreen Bridgetower als Namensgeber gewählt: „Bridgetower-Projekt“. Anlass für das Projekt und seine Benennung ist die denkmalgeschützte Figur des Mohren, die seit dem frühen 19. Jahrhundert an der Fassade des Hauses „Im Mohren“ (rechts vom Beethoven-Haus) angebracht ist, da ein dort im Erdgeschoss untergebrachter Materialwarenladen (der Begriff Kolonialwarenladen kam bezeichnenderweise erst am Ende des 19. Jahrhunderts auf) auf sein Sortiment an exotischen Waren hinweisen wollte. Der Artikel geht der Frage nach, ob das Projekt von zutreffenden Voraussetzungen ausgeht und der schwarze Geiger Bridgetower als Gallionsfigur herhalten kann.   War der schwarze Geiger George August Polgreen Bridgetower ein Opfer von Rassismus und Diskriminierung?  

Über den Funktionswandel des Metronoms im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. War Beethoven eine Gallionsfigur der „neuen“ Erfindung?

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Beethoven gilt – zu Unrecht – als überzeugter Verfechter und Gallionsfigur bei der Markteinführung des Metronoms, das der objektiven Festlegung eines Tempos dienen sollte. Bald bekam es, nicht zuletzt auf Betreiben des Herstellers Johann Nepomuk Mälzel, eine andere Zweckbestimmung: nämlich die strikte Beibehaltung eines Tempos. Dies konnte nur ein schlagendes Metronom leisten, das beim Üben ständig mitlief, nicht aber andere Taktmesser. Da die Problematik von Beethoven Metronomangaben immer wieder Gegenstand von Forschungen ist und jüngst auch breit gestreut in die aktuelle Presseberichterstattung gelangte, sei hier in knapper Form der Sachstand referiert. Das sogenannte Rätsel von Beethovens Metronomangaben bleibt ungelöst bzw. erklärt sich anders.   Über den Funktionswandel des Metronoms im 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. War Beethoven eine Gallionsfigur der „neuen“ Erfindung?

Marginalien zu Beethoven und Russland. Neue Überlegungen zu Beethovens Einstieg in die Salons der Wiener musikliebenden Aristokratie und mögliche frühe Kontakte mit Russland

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Beethoven hatte enge Beziehungen zur russischen Aristokratie – ein Faktum, das seit langem bekannt ist. Viel ist geforscht und publiziert worden zu Beethovens Beziehungen zu Graf /Fürst Andrei Kirillowitsch (Andreas) Rasumowsky und die Streichquartette op. 59 sowie zu Fürst Nikolai Borissowitsch (Nikolaus) Golizyn und die späten Streichquartette opp. 127, 130 und 132 wie auch über die erste und Lebzeiten des Komponisten einzige vollständige Aufführung der Missa solemnis op. 123 in St. Petersburg im Jahre 1824. Hier werden neue Überlegungen präsentiert, die Beethovens Kontakte zur russischen Aristokratie in Wien betreffen und nahelegen, dass diese früher eingesetzt haben könnten als bisher bekannt. Der russische Botschafter in Wien, Fürst Dmitri Michailowitsch Golizyn (1721 – 1793), der Großonkel von Nikolaus, taucht in der Beethoven-Literatur bisher überhaupt nicht auf, obwohl in seinem Stadtpalais viele musikalische Aufführungen stattfanden. Es bedarf nun Recherchen in russischen Arc...

Für wen und für welches Instrument hat Beethoven die Sechs leichten Variationen über das Schweizer Lied „Es hätt‘ e‘ Buur e‘ Töchterli“ WoO 64 komponiert? Eine Annäherung

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Beethoven hat zwischen 1790 und 1792 Sechs leichte Variationen für Klavier oder Harfe über das Schweizer Lied „Es hätt‘ e‘ Buur e‘ Töchterli“ F-Dur WoO 64 komponiert. Sie erschienen wohl ohne Zutun des Komponisten 1798 im Verlag von Nikolaus Simrock in Bonn im Druck. Während die Originalhandschrift keine Instrumentenangabe aufweist, nannte Simrock auf dem Titelblatt „ pour la Harpe ou le Forte-Piano“, bzw. in einer nicht überlieferten Parallelausgabe „pour le Clavecin, ou Harpe“, also Klavier bzw. Cembalo und Harfe. Da Verleger an diesem Punkt gerne aus geschäftlichen Gründen eingegriffen und Simrock diesbezüglich freie Hand gehabt haben dürfte, stellt sich die Frage, für welches Instrument und damit auch für wen und wann genau Beethoven das Werk komponierte. Für die Wahl des ausgefallenen Themas wird er zudem besondere Gründe gehabt haben. Der Artikel bietet keine definitiven Antworten, kreist aber die Indizien ein, die für eine endgültige Klärung der Fragen, so sie überhaupt möglich ...

Über den „Umgang“ mit Beethoven. Auswüchse der „Beethoven-Pflege“ in unserer Zeit

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Die Musik eines jeden Komponisten benötigt die „Wiederbelebung“ durch neuerliche Aufführungen – weniger um ein Vergessen zu vermeiden, als vielmehr den geistigen Gehalt einer Komposition und die Botschaft des Komponisten immer wieder neu zur Geltung zu bringen. Für die Feiern des 250. Geburtstages von Ludwig van Beethoven wurden weltweit besondere Anstrengungen unternommen, nicht zuletzt auch in seiner Heimatstadt Bonn. Nicht alle wurden der oben genannten Prämisse gerecht und erzeugten positive Wirkmacht. Respekt, ja Demut täte manchmal not. Entscheiden Sie selbst, ob es sich bei dem hier Berichteten um einen Aprilscherz handelt oder ob es den Tatsachen entspricht. Es zu bedenken lohnt in jedem Fall.   Über den „Umgang“ mit Beethoven. Auswüchse der „Beethoven-Pflege“ in unserer Zeit