Bemerkungen zu den persönlichen Beziehungen von Nikolaus Zmeskall von Domanovetz und Ludwig van Beethoven

Die langjährigen engen Beziehungen zwischen Beethoven und dem ungarischen Beamten, Cellisten und Komponisten Nicolaus Paul Zmeskall Edler von Domanowecz und Leštine sind in der Beethoven-Literatur ausführlich gewürdigt worden. Der vorliegende Artikel ergänzt dieses Bild durch die Interpretation eines schon lange bekannten, inhaltlich besonders aufschlussreichen Briefes von Beethoven an Zmeskall aus dem Jahre 1816. In ihm spricht Beethoven grundsätzliche Positionen seiner Lebensphilosophie und seiner Sicht auf die Beziehung zu Zmeskall an. Außerdem erweist sich die Vertrautheit und Offenheit im Umgang an der Tatsache, dass zwischen den beiden Junggesellen delikate Fragen im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht angesprochen werden. Beethoven scheint diesbezüglich viel zurückhaltender als Zmeskall gewesen zu sein. Zmeskall gehörte auch zu dem kleinen Kreis von Personen, die Beethoven mit Wortspielen, übermütigen Wort-Kaskaden und Anspielungen „auszeichnete“. Das Bild ihrer Beziehungen kann verfeinert werden durch einen bisher unbekannten bzw. einen nicht im Wortlaut bekannten Brief Beethovens an Zmeskall vom Februar 1812 und Mai 1813, die im Zusammenhang mit den Opera 113 und 117, die Beethoven für die Eröffnung des Pester Theaters geschrieben hatte, bzw. dem Zmeskall gewidmeten Streichquartetts f-Moll op. 95 stehen. Beide Briefe erweisen, dass Beethoven das Netzwerk Zmeskalls – in diesen Fällen seine persönlichen Verbindungen nach Ungarn – nutzen konnte. Als Mitglied des engsten Freundeskreises um Beethoven unterhielt Zmeskall, der auch den Kauf zahlreicher Hammerflügel vermittelte und die Instrumente selbst aussuchte, selbständige Beziehungen zu Johann Andreas Streicher und Carl Ferdinand Amenda. Mit Amenda, mit dem Beethoven eine kurze, aber sehr intime Freundschaft verband, blieb Zmeskall auch nach dessen Weggang aus Wien im Jahre 1799 in Kontakt. Im Familienarchiv Streicher befinden sich bisher unveröffentlichte Briefe Amendas an Streicher, in denen Zmeskall und Beethoven erwähnt werden, sowie ein inhaltsreicher Brief, den Zmeskall am 17. Februar 1801 aus Preßburg an Streicher richtete.

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