Weshalb lohnt es sich, Originalhandschriften von Beethoven zu „studieren“?

Von Ludwig van Beethoven sind erfreulich viele Autographen erhalten. Anders als im Falle von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart, bei denen der Kompositionsprozess insgesamt weniger aufwändig ablief und die die Fähigkeit hatten, nahezu makellose Reinschriften wie aus einem Guss zu Papier zu bringen, zeigen viele Manuskripte von Beethoven noch Spuren des gelegentlich nicht enden wollenden Kompositionsprozesses und erlauben dadurch einen aufschlussreichen Blick in seine Werkstatt. Heute sind seine Autographen denkbar leicht in den Digitalen Archiven des Beethoven-Hauses Bonn, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, der Bibliothèque Nationale de France in Paris, der Library of Congress in Washington, der Juilliard School in New York u.a.m. einsehbar. Sie sind Informations- und Inspirationsquellen ersten Ranges. Dies gilt allerdings nicht nur für Interpreten, sondern im gleichen Maß für die Zuhörer. Das „Studium“ dieser Handschriften stellt einen wichtigen Baustein dar, mit dem einer falschen Routine und einem auf Äußerlichkeiten gerichteten Konzertritual vorgebeugt sowie die Kommunikation zwischen Interpret und Auditorium während des Konzertes auf ein höheres Niveau gehoben werden kann – zum Vorteil aller. Resultat sollte nichts weniger als eine Verlebendigung unseres Musiklebens sein.

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